top of page

Die Reise durch die Koshas – Yoga in fünf Schichten erleben

  • Autorenbild: YogaBlick Brig
    YogaBlick Brig
  • 23. Aug.
  • 12 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 25. Aug.

  1. Yoga ist mehr als Bewegung

Viele Menschen verbinden Yoga vor allem mit Asanas – den Körperhaltungen. Mit Dehnen, Kräftigen, vielleicht auch mit dem Wunsch nach mehr Flexibilität oder einer besseren Haltung. Das ist verständlich, weil wir im Westen vor allem diesen Teil des Yoga kennen und es uns auch direkt sichtbar etwas bringt.


Yoga war nie nur Bewegung. Schon in den alten Schriften ging es immer um den ganzen Menschen. Körper, Atem, Geist und Herz sollten in Einklang kommen. Patanjali zum Beispiel – einer der einflussreichsten Yoga-Philosophen – beschrieb Yoga als einen Weg der Befreiung. Ziel war es, das reine Bewusstsein vom Vergänglichen zu lösen. Körper und Gedanken galten dabei eher als Hindernisse, die man überwinden sollte. Später, im Hatha-Yoga, wurde der Körper nicht mehr nur als Hindernis gesehen, sondern als wertvolles Werkzeug, um innere Klarheit und Verbindung zu erfahren.


Heute verstehen wir diese Ziele oft anders... Statt Abtrennung suchen wir Integration, statt Weltflucht suchen wir Präsenz im Alltag. Aber die Werkzeuge sind erstaunlich gleich geblieben: Bewegung, Atem, Achtsamkeit und innere Ruhe. Die Koshas sind ein Modell, das uns zeigt, dass wir mehr sind als nur unser Körper... und gleichzeitig, dass Körper, Energie, Gefühle, Gedanken und innere Stille untrennbar zusammengehören.


Und genau hier können die Koshas helfen. Sie sind wie eine Landkarte, die uns zeigt, dass wir mehr sind als "nur" unser Körper. Wir haben verschiedene Ebenen, die miteinander verbunden sind. Alle verdienen Aufmerksamkeit.


  1. Woher kommen die Koshas?

Die Lehre von den Koshas stammt aus den Upanishaden, alten Schriften, die Teil der indischen Veden sind. Genauer gesagt aus der Taittiriya Upanishad, die vor über 2.000 Jahren entstanden ist.

„Kosha“ bedeutet auf Sanskrit „Hülle“ oder „Schicht“. Die Weisen der damaligen Zeit haben den Menschen nicht nur als Körper gesehen, sondern als ein Wesen mit verschiedenen Ebenen: von der äussersten, grobstofflichen Schicht (dem physischen Körper) bis hin zur innersten (unserem wahren Selbst, die Ebene der Stille und Verbundenheit).


Die Idee dahinter war folgende: Wenn wir verstehen, dass wir mehr sind als nur das Sichtbare, können wir lernen, uns nicht so sehr mit einzelnen Teilen zu identifizieren – zum Beispiel nur mit unserem Körper oder nur mit unseren Gedanken. Stattdessen erkennen wir, dass wir ein Ganzes sind, in dem viele Ebenen zusammenwirken.


  1. Warum sind die Koshas heute relevant?

Auf den ersten Blick könnte man denken: „Das ist eine uralte Philosophie – was hat das mit mir zu tun?“ Aber je mehr man sich mit den Koshas beschäftigt, desto zeitloser wirken sie.


  • Körperfixierung vs. Körperentfremdung:

    Heute legen wir oft sehr viel Wert auf das Äussere – auf Fitness, Aussehen, Leistung. Gleichzeitig sind wir aber auch oft von unserem Körper entfremdet, hören nicht auf seine Signale und merken erst spät, wenn wir erschöpft sind oder Schmerzen haben.

  • Stress und Überlastung:

    Viele von uns leben fast nur in den äusseren Schichten: wir hetzen durch Termine, funktionieren, scrollen durch Bildschirme. Atem, Emotionen und innere Ruhe bleiben auf der Strecke.

  • Ganzheitlicher Blick:

    Die Koshas zeigen uns, dass wir mehr sind als Muskeln, Gedanken und To-do-Listen. Dass unsere Energie, unsere Emotionen, unser inneres Wissen und die Fähigkeit zur Freude genauso wichtig sind.


Spannend ist auch, dass die moderne Wissenschaft vieles bestätigt: Atemübungen beruhigen das Nervensystem, Achtsamkeit hilft dem Gehirn, Stress zu verarbeiten, Bewegung beeinflusst unsere Stimmung. In gewisser Weise sind die Koshas also ein sehr altes Modell für etwas, das wir heute in Forschung und Psychologie wiederentdecken.


  1. Die Koshas: Genauer beleuchtet


Woche 1: Annamaya Kosha – die physische Hülle

Das erste Kosha nennt sich Annamaya Kosha. „Anna“ bedeutet Nahrung – und genau darum geht es: um den Körper, der aus Nahrung besteht und durch Nahrung erhalten wird. Es ist die grobstofflichste Schicht unseres Seins, die, die wir sofort greifen und wahrnehmen können.


Oft heisst es, dass Yoga mehr ist als der Körper – und das stimmt. Aber es bedeutet nicht, dass der Körper unwichtig wäre. Im Gegenteil, denn der Körper ist unser Zuhause, unser Zugang zur Welt. Er trägt Spuren unserer Geschichte, unserer Gewohnheiten, unserer Freude und unserer Anstrengungen. Wenn wir lernen, ihm zuzuhören, zeigt er uns sehr klar, was er braucht, Ruhe oder Aktivität, Kraft oder Entlastung.


Viele von uns haben gelernt, den Körper entweder zu überhören oder ihn ständig zu bewerten: zu schwer, zu steif, zu müde, zu ungenügend. Annamaya Kosha macht bewusst, dass der Körper mehr ist als sein Aussehen, denn er gibt uns wichtige Hinweise, wenn wir hinhören. Verspannungen können Botschaften sein. Müdigkeit kann ein Signal sein. Wärme, Kribbeln, Weite, alles kleine Sprachen des Körpers. Die Praxis beginnt damit, diese Sprache wieder zu hören, ohne sie gleich zu verurteilen oder jedem Impuls sofort nachzugeben.


Das bedeutet nicht, dass wir uns komplett dem Körper „unterwerfen“. Wenn er sagt: „Ich will nur liegen“, ist es manchmal eine wahre Grenze, und manchmal aber auch eine Gewohnheit. Yoga hilft uns, beides zu unterscheiden. In dieser Balance liegt auch die Gesundheit unseres Nervensystems: zu spüren, wann Aktivität uns stärkt und wann Innehalten uns besser tut.


Praktische Zugänge in der Stunde

  • Selbstmassage & Abklopfen am Anfang: um die Körperhülle zu wecken und präsenter zu spüren.

  • Asana-Praxis mit Fokus auf Körpermitte und Standhaltungen, die Erdung geben und das Spüren verstärken.

  • Bodyscan im Savasana: eine bewusste Reise durch den Körper, die alles integriert und die Aufmerksamkeit auf die Sprache des Körpers lenkt.

    Reflexionsimpulse während der Praxis: Es ist leicht, nur das Angenehme hören zu wollen... Aber auch Widerstand, Müdigkeit oder Spannung sind Botschaften.


Life Lesson für den Alltag

Je besser wir den Körper spüren, desto feiner können wir im Alltag unterscheiden: Wann brauche ich eine Pause? Wann tut es mir gut, aktiv zu sein? Dieses Zuhören schützt uns vor Überlastung und bringt uns gleichzeitig in mehr Lebendigkeit. Der Körper wird so zu einem Verbündeten, nicht zu einem Gegner.

 

Woche 2: Pranamaya Kosha – die Energiehülle

Wenn wir den Körper als erste Schicht wahrnehmen, entdecken wir schnell: da ist noch mehr. Etwas, das den Körper bewegt, ihn lebendig macht. In der Yogaphilosophie nennt man es Prana – Lebenskraft oder Energie.

Das zweite Kosha heisst Pranamaya Kosha. Es beschreibt die Hülle aus Atem und Energie, die unseren Körper durchdringt. Während wir den Körper anfassen, sehen und trainieren können, ist Prana subtiler. Aber es ist unmittelbar erfahrbar durch den Atem. Jeder Atemzug bringt uns Energie. Jeder Atemzug verbindet Innen und Aussen.


Oft atmen wir flach, unbewusst, nebenbei. Im Yoga üben wir, den Atem zurück ins Zentrum zu stellen. Nicht, um ihn zu kontrollieren, sondern um uns von ihm führen zu lassen. Der Atem zeigt uns, wie es uns gerade geht – ruhig oder hektisch, weit oder eng. Und er ist gleichzeitig das einfachste Werkzeug, um unser Nervensystem zu regulieren. Ein langer Ausatem beruhigt, ein bewusster Einatem erfrischt. Der Atem ist die Brücke zwischen Körper und Geist.


In der Praxis

  • Ankommen mit Atemwahrnehmung: Du kannst Pranamaya Kosha am direktesten über den Atem erfahren. Schon ein paar Minuten still sitzen und den Atem beobachten – ohne ihn verändern zu wollen – macht spürbar, wie er sich anfühlt: tief oder flach, ruhig oder unruhig.

  • Atembewusste Asana-Praxis / Slow, then flow: denselben Bewegungsablauf erst langsam, Atemzüge lang und bewusst halten, um Ausrichtung und Qualität zu finden. Dann denselben Flow im Rhythmus ein Atemzug – eine Bewegung, damit ein Gefühl entsteht, als ob der Atem den Körper führt. So wird Bewegung (bzw. die Atmung) zur Meditation.

  • Pranayama / Atemtechniken: Zu Beginn ein belebendes Pranayama, Kapalabhati. Das weckt die Energie. Am Ende ein beruhigendes Pranayama, z. B. verlängertes Ausatmen oder Nadi Shodhana (Wechselatmung). Das bringt Ausgleich und Ruhe, bevor wir die Matte verlassen. So erleben wir den Atem als Brücke: Er kann uns sowohl aktivieren als auch beruhigen, je nachdem, was wir gerade brauchen.

 

Reflexionsimpulse während der Stunde

  • „Dein Atem ist der ehrlichste Spiegel: Er verrät dir, ob du gerade kämpfst oder im Fluss bist.“

  • „Es geht nicht darum, den Atem zu zwingen – sondern darum, ihm wieder Raum zu geben.“

  • „Wenn Bewegung und Atem eins werden, beginnt Yoga sich wie Meditation anzufühlen.“


Life Lesson für den Alltag

Der Atem ist immer da – mitten in der Arbeit, im Stress, im Gespräch. Wenn wir lernen, ihn bewusster wahrzunehmen, haben wir ein Werkzeug, das uns in jeder Situation regulieren kann. Ein tiefer Atemzug ist manchmal schon genug, um den Moment zu verändern.

 

Woche 3: Manomaya Kosha – die Hülle des Geistes und der Emotionen

Nach Körper (Annamaya Kosha) und Atem (Pranamaya Kosha) betreten wir die Ebene des Geistes. Manomaya Kosha beschreibt unsere Gedanken, Gefühle und Sinneseindrücke – alles, was wir innerlich erleben, wenn wir wach sind. Diese Schicht ist oft laut. Wir grübeln, bewerten, planen, vergleichen, und verlieren uns schnell in den Geschichten, die unser Kopf uns erzählt. Genauso schwanken unsere Emotionen: Freude, Ärger, Traurigkeit, Begeisterung. All das ist Teil von Manomaya Kosha.

 

Fluktuationen des Geistes

Schon Patanjali beschrieb im Yoga Sutra die „vrittis“ – die Bewegungen oder Fluktuationen des Geistes. Mal sind es Gedankenketten, mal Erinnerungen, mal Fantasien oder Bewertungen. Oft fühlt es sich an wie ein unaufhörliches Theaterstück in unserem Kopf, bei dem wir nicht nur Zuschauer, sondern auch gleich Hauptdarsteller, Regisseur und Kritiker sind.


Im Yoga üben wir, die Rolle zu wechseln: vom Verwickelten hin zum Beobachter. Wir müssen die Gedanken nicht sofort stoppen – allein das Beobachten verändert schon etwas. Wie wenn man ein Theaterstück anschaut, statt in jeder Szene mitzuspielen. Wenn wir lernen, innerlich einen Schritt zurückzutreten, haben wir mehr Freiheit, wie wir handeln und reagieren.


Gerade mit ADHS kenne ich das gut: der Kopf produziert ständig Ideen, Pläne, Gedanken. Yoga hilft mir, nicht alles sofort ernst zu nehmen, sondern manchmal einfach zuzuschauen.


In der Praxis

  • Ankommen: Manomaya Kosha spüren wir am stärksten, wenn wir uns bewusst Zeit nehmen, Gedanken und Gefühle zu beobachten. Schon beim Ankommen kannst du deine Aufmerksamkeit nach aussen richten: Geräusche im Raum hören, Gerüche wahrnehmen, den Körper spüren – ohne sofort eine Geschichte daraus zu machen.

  • Asana-Praxis: fliessende Sequenzen, die Konzentration erfordern mit Balance und ungewohnten Übergängen, damit der Geist fokussiert wird. Dein Geist hat dann keine Zeit, zu wandern – er muss im Moment sein.

  • Praktische Techniken: Benennen: Wenn Gedanken auftauchen, kannst du ihnen einfach ein Etikett geben: „Planen“, „Bewerten“, «Erinnern», „Freude“, „Ärger“. Dieses Benennen schafft Abstand, ohne dass du etwas unterdrücken musst. Zuschauen: Gedanken ziehen lassen wie Wolken oder wie Züge, die am Bahnhof vorbeifahren – man muss nicht in jeden einsteigen. Sinneswahrnehmung: Wenn der Kopf sehr laut ist, kann es helfen, die Aufmerksamkeit nach aussen zu richten – Geräusche, Gerüche, Körperempfindungen wahrnehmen.


Reflexionsimpulse während der Stunde

  • „Dein Geist ist wie ein See – klarer, wenn die Oberfläche still ist.“

  • „Stell dir deine Gedanken wie Schauspieler auf einer Bühne vor – du darfst im Publikum sitzen und einfach zusehen.“

  • "Gedanken sind nicht die Wahrheit, sie sind nur Geschichten, die auftauchen.“

  • "Du musst nicht jede Emotion sofort ausleben, manchmal reicht es, sie einfach wahrzunehmen.“


Life Lesson für den Alltag

Manomaya Kosha zeigt uns, dass wir mehr sind als unsere Gedanken und Gefühle. Wir können lernen, sie zu beobachten, statt uns von ihnen mitreissen zu lassen. Das gibt uns Freiheit: Wir müssen nicht jedem Gedanken glauben und nicht auf jede Emotion sofort reagieren. So entsteht mehr Klarheit, Ruhe und Wahlfreiheit im Alltag.

 

 

 

Woche 4: Vijnanamaya Kosha – die Hülle der Weisheit und Intuition

Hinter Körper, Atem und Gedanken gibt es noch eine weitere Schicht: Vijnanamaya Kosha. „Vijnana“ bedeutet Wissen, aber nicht nur im Sinne von Verstand oder Logik. Es ist die Ebene unserer inneren Weisheit, Intuition und Einsicht.


Oft wissen wir auf dieser Ebene schon, was uns guttut – bevor der Kopf es begründet. Ein Beispiel: Wir spüren bei einer Entscheidung ein Gefühl von Weite oder Enge im Körper, noch bevor wir alles rational analysiert haben. Oder wenn wir merken, dass eine Pause klüger ist als noch eine Aufgabe, wenn wir spüren, dass uns ein Gespräch nicht guttut, wenn wir intuitiv wissen, dass etwas passt oder nicht. Dieses tiefe Wissen ist Teil von Vijnanamaya Kosha.


Im Alltag ist diese Schicht aber oft überlagert – von Stress, von ständigen Gedanken oder von äusseren Erwartungen. Wenn wir aber ruhiger werden, entsteht Raum für diese innere Stimme. Sie ist leiser als das ständige Denken, aber klarer, wenn wir ihr zuhören.


In der Praxis

  • Ankommen mit kurzer Reflexion: Diese Hülle kannst du spüren, wenn du beginnst, deine Entscheidungen im Yoga bewusst wahrzunehmen. Schon zu Beginn der Stunde kannst du dich fragen: Was brauche ich heute wirklich – Kraft oder Ruhe, Stabilität oder Weite? Diese Antwort findest du nicht im Kopf, sondern wenn wir zuhören, was der Körper signalisiert (Annamaya Kosha) und dann bewusst aus diesen Signalen Entscheidungen treffen (Vijnanamaya Kosha).

  • Asana-Praxis: In den Asanas zeigt sich Vijnanamaya Kosha darin, dass du nicht automatisch der „höheren“ Variation folgst, sondern prüfst: „Welche Variante tut mir jetzt gut?“ Manchmal ist es die kraftvolle, manchmal die sanfte. Diese bewusste Wahl ist bereits ein Ausdruck von innerer Klarheit.

  • Kurze Meditationsübung: Auch kleine Pausen im Flow sind wertvoll: Momente, in denen du nachspüren kannst, wie sich eine Haltung anfühlt und ob du anpassen möchtest.

  • Journaling-Idee: Zum Abschluss kann eine kurze Stille oder ein Journaling-Impuls helfen: „Wann habe ich heute auf meine innere Stimme gehört?“ So wird die Stunde zu einem Raum, in dem Intuition und Weisheit wachsen können.


Reflexionsimpulse während der Stunde

  • „Manchmal weiss dein Körper vor deinem Kopf, was richtig ist.“

  • „Innere Klarheit zeigt sich oft als Gefühl von Leichtigkeit oder Weite, nicht als lautes Argument.“

  • „Diese leise Stimme ist schon da – wir üben nur, ihr wieder zuzuhören.“


Life Lesson für den Alltag

Vijnanamaya Kosha erinnert uns daran, dass Weisheit nicht nur im Kopf entsteht. Wir alle tragen eine innere Stimme in uns, die uns Orientierung geben kann, eine Art innerer Kompass. Je mehr wir lernen, diesen Kompass wahrzunehmen, brauchen wir weniger äussere Bestätigung. Wir können Entscheidungen treffen, die uns wirklich entsprechen, und nicht nur Erwartungen erfüllen.


 

Woche 5: Anandamaya Kosha – die Hülle der Freude

Unter den Schichten von Körper, Atem, Geist und Weisheit liegt eine Ebene, die in der Yogaphilosophie als Anandamaya Kosha beschrieben wird: die Hülle der Freude. „Ananda“ bedeutet Glückseligkeit oder tiefe Freude – aber nicht im Sinn von Dauer-Glück oder oberflächlicher Fröhlichkeit. Gemeint ist ein Gefühl von innerem Frieden, Verbundenheit und Liebe, das uns manchmal ganz leise durchströmt.


Viele kennen solche Momente: wenn wir in der Natur stehen und plötzlich das Gefühl haben, Teil von etwas Grösserem zu sein. Wenn wir beim Lachen mit Freunden alles Schwere kurz vergessen. Oder wenn wir in der Stille spüren: Hier ist es gut, genauso wie es ist. Es ist weniger ein „Gefühl, das kommt und geht“, sondern eher ein Raum, der immer da ist – wir berühren ihn nur manchmal bewusster.


Im Alltag verlieren wir auch diesen Zugang schnell – durch Stress, Sorgen oder das ständige Funktionieren. Die Praxis im Yoga lädt uns ein, kleine Räume zu schaffen, in denen wir wieder in diese stille Freude eintauchen können.


In der Praxis

Anandamaya Kosha lässt sich nicht „machen“. Aber wir können Bedingungen schaffen, in denen sie sich zeigt.

  • Im Flow entsteht manchmal von selbst dieses Gefühl von Leichtigkeit, wenn Atem und Bewegung eins werden. Um Anandamaya Kosha erfahrbar zu machen, helfen Übungen, die das Herz öffnen – körperlich und innerlich. Herzöffnende Asanas wie Rückbeugen können diese Qualität unterstützen.

  • In der Stille spüren wir es, wenn wir bewusst innehalten. Eine sehr schöne Praxis ist die Liebevolle-Güte-Meditation (Metta):

    • Richte die Aufmerksamkeit nach innen und beginne bei dir selbst. Wiederhole in Gedanken Sätze wie:

      „Möge ich gesund sein. Möge ich sicher und geborgen sein. Möge ich in Leichtigkeit leben.“

    • Dann richte die Wünsche an eine dir nahe Person.

    • Danach an eine neutrale Person.

    • Schliesslich sogar an jemanden, mit dem du Schwierigkeiten hast.

    • Und zuletzt an alle Lebewesen.

 

Auch wenn die Worte anfangs ungewohnt wirken, verändert sie mit der Zeit spürbar unsere innere Haltung. Diese Praxis weitet das Herz und erinnert uns daran, dass Freude tiefer wird, wenn wir sie teilen.


Reflexionsimpulse während der Stunde

  • „Freude muss nicht immer laut oder spektakulär sein – manchmal ist sie einfach ein stilles Gefühl von Stimmigkeit.“

  • „Wenn wir uns selbst Güte wünschen können, fällt es leichter, sie auch anderen zu schenken.“

  • „Anandamaya Kosha erinnert uns daran: Glück ist nichts, was wir jagen müssen – es ist schon da, wenn wir still werden.“


Life Lesson für den Alltag

Anandamaya Kosha erinnert uns daran, dass Freude nicht immer mit äusseren Umständen zusammenhängt. Wir können lernen, eine Haltung von Güte und Verbundenheit zu kultivieren – mit uns selbst und mit anderen. Diese innere Freude macht uns resilienter und schenkt uns ein Gefühl von Sinn, das über den Alltag hinausgeht. Diese Praxis macht uns nicht nur selbst friedlicher, sondern strahlt auch in unser Umfeld.

 

 

Woche 6: Integration – alle Koshas verbinden

In der letzten Woche verweben wir alles: Körper, Atem, Geist, Intuition und Freude. Wir erleben den Menschen als Ganzes , als ein lebendiges Zusammenspiel aller Ebenen.

Eine schöne Möglichkeit dafür ist Yoga Nidra, die „bewusste Tiefenentspannung“. In dieser Praxis wirst du Schritt für Schritt durch Körper, Atem, Geist und Herz geführt – und erlebst, wie sich alle Ebenen zu einem Ganzen verbinden. Auch Elemente aus den vergangenen Wochen – Bodyscan, Atemübung, achtsame Bewegung, Reflexion, bewusste Atemführung  – fliessen hier noch einmal zusammen.


Die Koshas sind dabei keine strenge Hierarchie, sondern eher ein Kreislauf. Jede Schicht wirkt auf die anderen zurück. Manchmal beginnen wir beim Körper, manchmal beim Atem oder beim Geist – und am Ende berühren wir immer alle Ebenen. Wir sind mehrdimensional: Wir bestehen nicht nur aus Muskeln und Knochen, nicht nur aus Gedanken oder Emotionen. Wenn wir nur eine Schicht nähren – zum Beispiel den Körper oder die Gedanken –, fehlt uns Balance. Wenn wir lernen, alle Schichten wahrzunehmen, fühlen wir uns als ganzer Mensch lebendiger, ruhiger und klarer.

 

 

  1. Einladung an dich

In meinen Stunden erlebst du Vinyasa-Yoga: bodenständig, nervensystemfreundlich und alltagstauglich. Die Bewegungen fliessen, aber immer mit Raum für Pausen und Reflexion. Mir ist wichtig, dass Yoga nicht nur Körpertraining ist, sondern dich auch im Alltag stärkt: indem du lernst, bewusster mit dir umzugehen, auf deinen Körper zu hören, dein Nervensystem zu regulieren und auch Freude und Leichtigkeit einzuladen.


Am 26.+27 August 2025 startet die sechswöchige Reise durch die Koshas im YogaBlick Brig. Jede Woche widmen wir uns einer Schicht, mit Praxis auf der Matte, kleinen Tools für den Alltag und Impulsen, die dich über die Stunde hinaus begleiten.

Ich freue mich auf dich!

 
 
 

Kommentare


bottom of page